Seit dem frühen 15. Jahrhundert wurde in der Möllner St. Nicolai-Kirche daran gearbeitet, hier ein besonderes Instrument zu schaffen. Einige Orgelbauer haben Pfeifen von außergewöhnlicher Qualität hinterlassen, weshalb diese Pfeifen bei jedem neuerlichen Umbau wiederverwendet wurden und uns heute noch erhalten sind.
Der Blick auf die jetzige Orgel zeigt einen Prospekt, den der Lübecker Orgelbauer Julius Bünting 1755/1766 geschaffen hat. Dieser Prospekt legt nahe, in seinem Gehäuse ein adäquates Musikinstrument zu beherbergen. Die Orgel in den Zustand zu versetzen, wie sie durch Julius Bünting geschaffen war, kann aber nicht das Ziel der Restaurierung sein, denn leider hat Bünting nicht immer auf dem Niveau mancher seiner Vorgänger wie z.B. Jacob Scherer, Hans Köster, Friedrich Stellwagen gearbeitet.
Daher verfolgen wir die Vision, den Prospekt mit seinem Inneren in Einklang zu bringen. Auf der Basis der Büntingschen Disposition soll ein Instrument entstehen, wie Bünting es sich vielleicht vorgestellt, aber qualitativ nicht hat bauen können.
Im Einzelnen beinhaltet das erhebliche Veränderungen: ein historisches Stimmungssystem genauso wie die Möglichkeit, die Luftversorgung der Scherer-Bünting-Orgel alternativ mit Motor oder wieder durch Kalkanten (Balgtreter) durchführen zu können; es beinhaltet mechanische Registerzüge genauso wie den Bau von Spieltisch, Windladen, fehlenden Pfeifen und Registern nach historischen Vorbildern und in traditioneller Bauweise der jeweiligen Epoche. Die historischen Pfeifen sollen ihre ursprüngliche Klanglichkeit zurückerhalten.
Damit wird die Scherer-Bünting-Orgel zu einem Instrument von außerordentlicher Bedeutung, zu einem Instrument, das Zeugnis ablegt von der hohen künstlerischen und handwerklichen Tradition der norddeutschen Orgelbaukunst von der Gotik bis in die späte Barockzeit. Und es wird dazu einladen, die Musik dieser Epochen im stilistisch angemessenen Klangbild wieder neu erstrahlen zu lassen.