Schleiertanz in der Kirche???

Coronabedingt meldete sich meine Orgelfreundin Cäcilia kürzlich per Telefon: „Wie kommt denn die Restaurierung Eurer Scherer-Bünting-Orgel voran? Angesichts der aktuellen Reiseeinschränkungen vermutlich schleppend bis gar nicht, oder?“ „Liebe Cäcilia, da täuscht Du Dich: über drei Wochen im November waren zwei Orgelbauer hier und haben an Hauptwerk und Brustwerk weitergebaut. Im Februar kommt das neue Rückpositiv…“  „Moment mal, ich dachte, Ihr restauriert die Orgel; wieso dann ein ’neues‘ Rückpositiv?“ „Bei dem zuletzt vorhandenen Rückpositiv war bis zum Ausbau unklar, wie alt es ist; es stammt aber aus dem 20.Jahrhundert und passt mit den Ausmaßen nicht zu dem historischen Pfeifenmaterial. Deshalb gibt es ein gänzlich neues Rückpositiv; für die Schleierbretter haben wir eine erfahrene Künstlerin gefunden…“ “ ‚Schleierbretter‘? Soll sie etwa einen Schleiertanz in der Kirche aufführen?“ „Na, die Schleierbretter sind doch kunstvoll geschnitzte und vergoldete Elemente im Prospekt, die die Lücken zwischen den kleineren Pfeifen und dem Rahmen des Gehäuses ausfüllen. Unsere Schnitzerin hat die alten Vorlagen genau studiert und schafft passende Entsprechungen.“ „Das muss ich mir dann später unbedingt genauer anschauen – klingt aber auch ganz schön teuer…“ „Eine fünfstellige Summe dafür ist natürlich schon keine Kleinigkeit, aber Qualität hat natürlich ihren Preis. Und knapp ein Viertel der Kosten haben wir sogar schon zusammen!“ „Dann werde ich mal schauen, was ich zur Unterstützung  beitragen kann. Und ich wünsche Euch weitere Schnitzereiliebhaber, die sich dem anschließen, damit Ihr nicht doch noch einen Schleiertanz aufführen müsst, um den Differenzbetrag einzuwerben!“

Hartmut Ledeboer