Vorsicht, Baustelle!
Es tut sich etwas auf der Baustelle: Orgelbauer W. wirft sich mit vollem Körpergewicht auf einen Balken, dem die Tritte der Balganlage später als Lager dienen sollen; der Balken klemmt und liegt noch nicht ganz in der richtigen Position. Nachdem er ihn gerichtet hat, befestigt er den Balken mit 25 cm langen, handgeschmiedeten Nägeln. Sein Kollege M. bohrt derweil schon Löcher für dicke Holznägel. Später werden die Orgelbauer mit einem Flaschenzug jeweils drei der sechs schweren Keilbälge in dem fertigen Rahmengestell übereinander anbringen und über die Windkanäle, in denen deren Luft gesammelt und zur Orgel geleitet wird, miteinander verbinden. Damit nicht all das, was in einem Kirchturm im Laufe der Zeit den Weg nach unten findet, auf der Balganlage landet, versehen M. und W. das ganze schließlich mit einem Rieselschutz – alles so geschehen im Juli dieses Jahres.
Aber bis mit dem Einbau der Balganlage die ersten Teile der neuen Orgel in die St. Nicolai-Kirche kommen konnten, bedurfte es eines erheblichen Vorlaufs: Im September 2018 war der Ausbau der Scherer-Bünting-Orgel das erste deutlich sichtbare Zeichen des Restaurierungsprojektes. Seither hat sich in der Werkstatt der Orgelbaufirma Flentrop viel getan: Die historischen Orgelpfeifen wurden eingehend untersucht und sind größtenteils restauriert, die barocken Teile des Untergehäuses sind mit den notwendigen Ergänzungen versehen, die Klaviatur und große Teile der Spielmechanik und Windladen sind fertig, die Zimbelsterne wiederhergestellt…
Einige Vorstandsmitglieder des Orgelbauvereins konnten sich im Sommer vom aktuellen Stand in der Werkstatt überzeugen und auch einen Guss von Metallplatten miterleben. Die Legierung wird speziell in der identischen Zusammensetzung der historischen Vorbilder und in dem aufwendigen Sandgussverfahren gefertigt, wie es auch die alten Pfeifen Jacob Scherers erkennen lassen. In der St. Nicolai-Kirche informiert eine Video- und Fotoinstallation über den Werkstattbesuch.
In der Kirche ist ebenfalls viel geschehen: Das Orgeljoch ist gereinigt und hat frische Farbe bekommen. Bei der Tragekonstruktion der Orgelempore sind die Stahlträger durch Holzbalken ersetzt worden, die Verschalung der Empore wurde entfernt, Tischler haben die Reste einer historischen Rückwand der Orgel zu einer neuen Wand ergänzt.
Im Oktober wurden die Arbeiten durch die Orgelbauer der Firma Flentrop fortgesetzt, diesmal kamen zwei andere Spezialisten, die dem Gehäuse des Hauptwerks, das in der Kirche verblieben war, mit dem Einsatz des frisch restaurierten Untergehäuses wieder Stabilität verliehen haben. Außerdem haben sie den Spieltisch eingebaut und Teile der Spiel- und der Registermechanik in liebevoller und aufwändiger Kleinarbeit eingerichtet. Auch die Windladen von Hauptwerk und Brustwerk, die dafür sorgen, dass bei entsprechendem Tastendruck die Luft aus den Windkanälen die richtige Pfeife erreicht, sind schon da. Ab November gehen die Arbeiten trotz Corona weiter.
Sollte Ihnen das jetzt alles etwas verwirrend vorkommen, dann nutzen Sie die Gelegenheit, sich den Fortschritt der Restaurierung und die sich ständig verändernde Perspektive auf der Orgelempore aus der Nähe anzusehen. Kontaktieren Sie dazu den Orgelbauverein per Mail unter info@orgelbauverein-moelln.de oder rufen Sie uns an (Brigitte und Hartmut Ledeboer: 04542/89112). Wir vereinbaren gerne einen Termin mit Ihnen.
Und natürlich können Sie das Restaurierungsprojekt dieser einzigartigen Orgel auch immer noch finanziell unterstützen: gönnen Sie Sich oder verschenken Sie zu Weihnachten eine Orgelpfeifenpatenschaft! Wir stehen kurz davor, eine Spendensumme in Höhe von 100.000,- € alleine durch die Summe der Pfeifenpatenschaften zu erreichen. Wenn Sie mithelfen, erreichen wir diese Marke noch vor Jahresende. Sie tragen auf diese Weise wesentlich dazu bei, die noch vorhandene Finanzierungslücke von ca. 200.000,- € zu schließen! Sie erhalten Ihre Urkunde noch vor Weihnachten, eine Spendenbescheinigung und können sich auf der Patentafel in der Kirche eintragen lassen. Patenschaftsflyer bekommen Sie in der Kirche, im Kirchenbüro oder auf dieser Homepage unter diesem Link.
Hartmut Ledeboer