Orgelbau – olympische Disziplin?

Es ist ja verwunderlich, welche Wettbewerbe bei Olympischen Spielen schon ausgetragen worden sind: Architektur beispielsweise, auch Literatur, Bildhauerei und Malerei. Und sogar in Musik sind olympische Medaillen vegeben worden. Zugegeben, das ist schon ein paar Jahre her, zuletzt 1948, und teilweise sind die Kampfrichter – z.B. gehörte Igor Strawinski zu ihnen, bekannter als die Olympiasieger, aber bis zur Vergabe einer Goldmedaille in der Kategorie „Schwalbennestorgel“ erscheint der Weg doch eigentlich gar nicht mehr weit…
Denn im Orgelbau ist es ähnlich wie beispielsweise im Skisport mit Abfahrt und Slalom, mit Langlauf und Biathlon, mit Skispringen und Buckelpiste: Es gibt Spezialisten in sehr unterschiedlichen Disziplinen. So braucht es im Orgelbau Tischler und Zimmerleute, Metallgießer und Werkzeugmacher, Architekten und Statiker, Kürschner und Intonateure…
Aber ganz hat es trotzdem nicht bis Olympia gereicht!
Vermutlich, weil der offensichtliche Bezug zum Sport, der in den übrigen künstlerischen Kategorien Voraussetzung für einen Wettbewerbsbeitrag war, bei der Orgel nicht so gut darzustellen ist. Wer möchte schon einen Viererbob auf dem Orgelprospekt oder ein Register „Marathon“?

Stattdessen ist der Orgelbau aber seit vergangenem Jahr in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen worden. Dr. Susanne Eisenmann, baden württembergische Ministerin für Kultus, Jugend und Sport meint dazu:„Die vielen lokal und regionalspezifischen Orgelbaustile in Deutschland machen einen wichtigen Teil dieses reichen Kulturerbes aus. Faszinierend ist für viele auch das vielschichtige Klangspektrum dieser ‚Königin der Instrumente‘. Der Bauprozess einer Orgel, das komplexe Zusammenspiel ihrer unzähligen Bestandteile, die aufwendige Intonation zur Klangerzeugung – das ist wahrlich ein Meisterwerk, das Generationen und sogar Epochen überdauern kann.“

Wir jedenfalls sind zuversichtlich, bald auch in Mölln wieder ein solches Meisterwerk, einen chancenreichen Medaillenkandidaten in der Kategorie „Norddeutsche Barockorgel“ zu haben – eigentlich schade, dass Orgelbau nicht olympisch ist…

Hartmut Ledeboer