Luther und die Orgel
Luthers erhaltene Äußerungen zur Orgel zeichnen kein einheitliches Bild:
Einerseits ist sie ihm schnell zu laut und droht in Konkurrenz zum im Zentrum des auf das Wort ausgerichteten Gottesdienstes zu stehen. Das „Geschrei der Orgeln“ erinnere ihn an „Geplärr der Mönchschöre“. Diese Einschätzung lässt zumindest den Schluss zu, dass die Qualität der Orgeln in Luthers Umfeld nicht besonders hoch gewesen sein kann. Andererseits spricht aus seinem Rat, man solle als Mittel gegen die Traurigkeit „unserem Herrn Christo ein Lied schlagen auf der Orgel“, ein positiver Aspekt, aus dem sich eine Unterstützung des Gemeindegesangs durch die Orgel ableiten lässt. Luthers generelle Einstellung zur Musik hat sicherlich zusätzlich dazu beigetragen, die Musik in den evangelisch-lutherischen Kirchen zu stärken: „Die Musik ist ein reines Geschenk und eine Gabe Gottes, sie vertreibt den Teufel, sie macht die Leute fröhlich und man vergisst über sie alle Laster.“
Der Bestand in der Möllner Scherer-Bünting-Orgel an Pfeifen aus vorreformatorischer Zeit lässt den Schluss zu, dass es auch damals schon ein wertvolles Instrument in der St. Nicolai-Kirche gab. Aber ohne die Wertschätzung, die nach der Einführung der Reformation in Mölln im Jahre 1531 auch der Orgel und ihrer Einbindung in den Gottesdienst entgegen gebracht worden ist, wäre vermutlich nicht 1555 der renommierte Hamburger Orgelbauer Jakob Scherer verpflichtet worden. Von ihm und später Hans Köster, Friedrich Stellwagen und Christoph Julius Bünting, die wichtige Umbauten vornahmen, sind immer noch zahlreiche Pfeifen in mehreren fast vollständigen Registern in unserer Orgel vorhanden.
Hartmut Ledeboer