So geht es weiter mit der Scherer-Bünting-Orgel

Pressemitteilung vom 24.10.2016 des Ev.- Luth. Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg

Sie gehört zu den Instrumenten mit dem ältesten und wertvollsten Pfeifenbestand im norddeutschen Raum: die Möllner Scherer-Bünting-Orgel. Noch heute erklingen gotische Orgelpfeifen aus dem frühen 15. Jahrhundert und in fast vollständigen Registern erhaltene Pfeifen des Orgelbaumeisters Jakob Scherer (1555). Die Orgelbaumeister Hans Köster (1568) und Friedrich Stellwagen (1638 – 1641) hinterließen weitere historische Spuren im Pfeifenbestand der Orgel in St. Nicolai.

Der Zahn der Zeit fordert allerdings seinen Tribut: Ohne eine umfassende Grundsanierung ist die Orgel auf Dauer nicht funktionsfähig. Der Orgelsachverständige und Kirchenmusikdirektor Hans-Martin Petersen empfiehlt in seinem Gutachten aus dem Jahr 2000 die Restaurierung und teilweise Rekonstruktion des historischen Instrumentes. Damals gründete sich der Möllner Orgelbauverein, der sich seitdem für die Sanierung einsetzt. Weitere Gutachten folgten in den Jahren 2010 und 2013 vom Hamburger Orgelbaumeister Hans-UIrich Erbslöh sowie aus diesem Jahr erneut von Hans-Martin Petersen – sie bestätigten die frühere Einschätzung über den Zustand der Scherer-Bünting-Orgel.

Neben der Wiederherstellung der Orgel müssen auch begleitende Baumaßnahmen an der St. Nicolai-Kirche ausgeführt werden. Die erneuerte Orgel braucht stabile klimatische Verhältnisse mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von rund 60 Prozent; dementsprechend müssen die Beheizung und Befeuchtung der Kirche angepasst werden. Umbauten im direkten Umfeld der Orgel, wie die Tragekonstruktion der Orgelempore, werden erst nach der Demontage und Neuplanung genau ersichtlich sein.

Die Kosten für alle Arbeiten sind mit 1,7 Millionen Euro veranschlagt. Die Finanzspritze des Bundes, der im Rahmen des Orgelsanierungsprogrammes 600.000 Euro für die Sanierung dazu gibt, ist ein wichtiger Meilenstein. Darauf aufbauend werden aktuell weitere Förderanträge an öffentliche Stellen und Stiftungen gestellt. „Mit der Förderung haben wir unverhofft ein großes Stück aus dem Kuchen rausschneiden können“, sagt Hartmut Ledeboer, Vorsitzender des Möllner Orgelbauvereins. Er überreicht den Bundestagsabgeordneten Dr. Nina Scheer (SPD), Norbert Brackmann (CDU) und Konstantin von Notz (Grüne) Urkunden zu Orgel-Ehrenpatenschaften. „Sie sind jetzt Paten dreier Orgelpfeifen, die zusammen im Dreiklang die Tonart C-Moll ergeben“.

Die Bundestagsabgeordneten Konstantin von Notz, Nina Scheer und Norbert Brackmann machten sich in Berlin erfolgreich stark für die Möllner Orgel.

Die Bundestagsabgeordneten Konstantin von Notz, Nina Scheer und Norbert Brackmann machten sich in Berlin erfolgreich stark für die Möllner Orgel.

Bereits gesammelte Spendengelder des Orgelbauvereins von 240.000 Euro kommen mit in den Sanierungstopf- nun fehlen noch 860.000 Euro. Davon möchte der Orgelbauverein bis Ende 2017 weitere 60.000 sammeln. „Wir hoffen, noch dieses Jahr das Spendenbarometer die 50-Prozent-Marke mit 900.000 Euro überspringen zu sehen“, so Ledeboer weiter. Weitere Gelder fließen vom Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und der Nordkirche in die Orgelsanierung.

Die Kirchengemeinde sucht auch weiter Pfeifenpaten: Diese können Patenschaften zwischen 20 bis 2.500 Euro erwerben und sie erhalten eine Urkunde über die Patenschaft. Es sind Pfeifen aus dem frühen 15. Jahrhundert bis in die Neuzeit. Von den insgesamt 2731 Pfeifen konnten sich über 60 Prozent von historischer Bedeutung erhalten. Die größte Pfeife ist übrigens stolze sechs Meter lang.

V. li. n. re.: Organistin Annette Arnsmeier, die Pfeifenpaten Birgit Flemmig, Gisela Drews und BerndUlrich Flemmig sowie Hartmut Ledeboer, Vorsitzender des Orgelbauvereins.

V. li. n. re.: Organistin Annette Arnsmeier, die Pfeifenpaten Birgit Flemmig, Gisela Drews und BerndUlrich Flemmig sowie Hartmut Ledeboer, Vorsitzender des Orgelbauvereins.

Mit der niederländischen Orgelbaufirma Flentrop soll im Herbst 2017 der Restaurierungsvertrag geschlossen werden – und wenn alles klappt, werden die Arbeiten an dem Instrument dann beginnen.

„Wir haben hier in Mölln eine der wertvollsten Orgeln im Land – mit den ältesten Pfeifen im historischen Prospekt deutschlandweit“, weiß Hans-Martin Petersen, Orgelsachverständiger der Nordkirche

Die Sanierungszeit der Orgel wird laut Ledeboer rund 18 Monate dauern – dazu kommen acht Monate Planungs- und Vorbereitungszeit. „Ohne Orgel müssen wir kreativ werden“, resümieren Ledeboer und Annette Arnsmeier, Organistin von St. Nicolai. Aber auch die „Auszeit“ werde überstanden – mit Blick auf fertig sanierte Orgel.

Es werden dringend weitere Spenden zur Rettung der Scherer-Bünting-Orgel benötigt. Wer helfen möchte:

Spendenkonto: Orgelbauverein St. Nicolai zu Mölln e. V.; IBAN: DE34 5206 0410 0006 4351 49
Bank: Evangelische Bank eG; Verwendungszweck: Spende Orgel-Sanierung

Weitere Infos zur Möllner Orgel finden sich hier: orgelbauverein-moelln.de.


Zitate der Bundestagsabgeordneten:

Dr. Nina Scheer (SPD): „Der Einsatz für dieses ganz besondere Orgelprojekt hat sich ausgezahlt, hierüber freue ich mich sehr, zumal die Orgel in Mölln nicht nur weit über die Stadtgrenze hinaus bekannt ist, sondern auch in vielen Orgelbüchern und Schriften Erwähnung findet. Die Restaurierung der Orgel stärkt zudem die vielfältige kirchenmusikalische und kulturelle Arbeit, von der mir Frau Battige (B-Organistin der Heilig-Geist-Kirche) und Herr Ledeboer (Vorsitzender des Orgelbauvereins St. Nicolai zu Mölln) bei meinem Besuch eindrucksvoll berichteten. Als ein besonderes Vergnügen empfand ich dabei eine sechshändige Klangprobe.“

Norbert Brackmann (CDU): „Es hat sich gelohnt. Die Möllner St. Nicolaikirche erhält für die seit langem geplante Sanierung ihrer Orgel 600.000 Euro vom Bund. Mit den Geldern aus Berlin wird nun die umfassende Grundsanierung einer der wertvollsten und ältesten Orgeln im Norddeutschen Raum möglich“. Die Förderung sei sowohl für die St. Nicolaikirche als auch für Mölln eine echte Auszeichnung. „Im Bundesprogramm standen lediglich 2,6 Millionen Euro zur Verfügung; aus dem gesamten Bundesgebiet wurden über 76 Anträge mit einem Volumen von rund 7,4 Millionen Euro gestellt“.

Dr. Konstantin von Notz, (Grüne): „Die Scherer-Bünting-Orgel zeugt auf einmalige Weise von den verschiedenen kirchenmusikalischen Epochen. Sie beeindruckt nicht nur in Klang und Erscheinung, sondern ist laut mehrerer Gutachten auch europaweit von kirchenhistorischer Bedeutung. Dieses Erbe gilt es wertzuschätzen und zu erhalten. Die großzügige Bundesförderung kommt angesichts des maroden Zustands dieses Kleinods zum richtigen Zeitpunkt“.